Interview mit Nefeli-Eigner und Steuermann Peter Karrié von Volker Göbner

„Bei der Melges 24 stimmt das Gesamtpaket“

Der Mainzer Peter Karrié (SC Rheingau) segelt seit 2012 in der Melges 24, vorher J22 und in Jugendzeiten auch 420er. 2019 kaufte er eine neue Melges, gab den Corinthian-Status auf und kam mit einer italienischen Profi-Crew bei der WM 2019 in Sardinien als bestes deutsches Boot auf Rang 12 (von 61). Danach verschiffte er seine „Nefeli“ GER 859  in die USA, wo er an der Winterserie in Miami teilnimmt. 

Volker Göbner sprach mit Peter Karrié nach der ersten Regatta in Florida. 

Herr Karrié, warum Melges 24? Was ist das Besondere an dieser Klasse?

Da stimmt das Gesamtpaket einfach. Ein schnelles Boot, schön zu segeln, die Klassenregeln, der Wettbewerb. Es sind sehr gute Segler da am Start, sehr gute Teams auf einem nach wie vor sehr hohen Level. Dazu kommen die Austragungsorte, die immer sehr schön gewählt sind. Auch das Drumherum und die Wettfahrtleitungen sind professionell organisiert. Hinter der Melges steht einfach eine Super-Organisation. Da wird auch alles streng kontrolliert, wie etwa das Crew-Gewicht oder die Segelvermessung.

Worauf sollte man denn achten, wenn man Melges 24 segelt?

An allen Stellschrauben muss man vorbereitet sein. Das heißt, die Ausstattung muss stimmen, die Crew muss stimmen – und wie in jeder Bootsklasse sollte man zu viel Crew-Wechsel vermeiden. Das Boot an sich ist sehr sensibel, vor allem das Tuning des Boots. Ein paar kleine Nuancen in der Wantenspannung entscheiden, ob das Boot fährt oder nicht. Das ist sehr spannend und schult auch, wie man ein Boot schnell macht. 

Haben Sie einen Tipp für Melges-Einsteiger?

Jedem, der neu in die Klasse einsteigt, dem würde ich empfehlen, einen erfahrenen Segler, der in der Klasse schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, an Bord zu holen, um eben die ganzen Stellschrauben an diesem Boot auch bedienen zu können. Bei einem kompletten Neueinstieg in die Klasse – so wir wir es gemacht haben, wo noch nie einer vorher Melges gesegelt ist – durchlebt man natürlich harte Jahre, bis man sich da herangearbeitet hat. Den richtigen Sprung macht man, wenn man jemanden dabei hat, der das Boot kennt – und dann macht es noch mehr Spaß. 

Sie segeln – abgesehen von Stammvorschoter Martin Schollmayer – jetzt mit Profis, alles Italiener. Gibt es keine Profisegler in der deutschen Szene?

Doch, gibt es sicherlich. Aber das ist ja auch eine klassenspezifische Geschichte. Gerade in den kleinen Kielbootklassen, auch in der J70, sind einfach die Italiener sehr gut, sehr weit vorne und habe sich ein Stück weit hier spezialisiert. Wir sehen das auch hier in Miami, wenn wir durch den Hafen laufen. Auch die amerikanischen Teams haben jetzt italienische Trainer oder holen Italiener mit an Bord, die sich tagtäglich mit dieser Klasse oder anderen kleinen Kielbooten beschäftigen. Die liefern da einen riesen Input, einen riesen Mehrwert. 

Was ist ihr persönliches Ziel für diesen Winter?

Zunächst ging es ja mal darum, keine lange Winterpause zu haben. Als Selbstständiger komme ich ja auch nicht so oft zum Segeln. Das heißt, wir haben immer nur ein, zwei Trainingstage im Vorfeld einer Regatta. Wenn wir das erste Viertel erreichen würde, wäre das schön. Aber hier ist schon ein krasses Feld am Start. Die Amerikaner haben natürlich in Vorbereitung auf die WM 2020 in Charleston aufgerüstet. Das ist schon beeindruckend, wer da alles durch den Hafen läuft. Für uns ist es immer noch die erste Saison als Team – und da wollen wir einfach weiter kommen. Das erste Viertel wird aber immer schwieriger, je kleiner das Feld ist …

Und wie lief’s bei der Dezember-Runde des Bacardi-Cups?

Insgesamt wurden sechs Rennen an zwei Tagen gesegelt. Der erste Tag bescherte uns traumhafte Segelbedingungen mit 16 bis 22 Knoten Wind, türkisem Wasser und Sonne. Am Start waren 19 beeindruckend starke Teams mit bestens vorbereiteten Booten. Wir standen am ersten Abend an fünfter Stelle, mit den Einzelplatzierungen drei, fünf und neun. Der zweite Wettfahrttag brachte dann sehr leichte Winde zwischen vier und sechs Knoten, nicht gerade unsere Stärke. Zu allem Überfluss fingen wir uns in der letzten Wettfahrt noch eine black flag ein und rutschten im Endklassement auf Platz neun (13/11/BFD). Mit dem Wissen, woran wir arbeiten müssen, können wir uns mit dem Resultat arrangieren und freuen uns auf die zweite Serie, vom 24. bis 26. Januar wiederum in Miami.

Na dann wünschen wir Mast- und Schotbruch!

www.instagram.com/nefelisailing/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert